Warum bekommt mein Kind Augentropfen beim Augnarztbesuch?

Um die Sehstärke ermitteln zu können, kommen beim Augenarzt Augentropfen zum Einsatz. Wie diese wirken und warum das Tropfen oft sinnvoll ist, erfahrt Ihr hier.

Die Autorin

Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Zykloplegie-Tropfen: Diese Augentropfen lähmen vorübergehend die Fokussierfähigkeit (Akkommodation) des Auges, um die Sehstärke Eures Kindes präzise zu messen.
  • Wann wird getropft?: Besonders bei Verdacht auf Weitsichtigkeit oder versteckte Sehfehler, die durch übermäßiges Anstrengen der Augen entstehen, ist eine Messung mit Zykloplegie-Tropfen notwendig.
  • Wirkung: Die Tropfen beginnen nach ca. 30 Minuten zu wirken und können das Sehvermögen bis zu einem ganzen Tag beeinflussen.
  • Nebenwirkungen: Lichtempfindlichkeit, verschwommenes Sehen und leichtes Brennen sind häufig, aber vorübergehend.
  • Vorbereitung: Als Eltern könnt Ihr Euer Kind spielerisch auf die Untersuchung vorbereiten und sie nach dem Termin vor hellem Licht schützen.
  • Und danach? Die mit Tropfen gemessenen Sehstärken Eures Kindes sind nicht automatisch die besten Werte für eine Brillenkorrektur. Die besten Brillenwerte sollten in einem zweiten Schritt von einem Fachexperten (z.B. dem Augenarzt oder Kinder-Optometristen) ermittelt werden.

Einleitung

Die Sehstärkenmessung bei Kindern spielt eine zentrale Rolle, um Sehprobleme frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln – oft durch eine Brille oder Kontaktlinsen. In vielen Fällen ist es notwendig, spezielle Augentropfen, sogenannte Zykloplegie-Tropfen, zu verwenden, um die Messung genauer zu gestalten. Diese Tropfen, die in Deutschland vom Augenarzt verabreicht werden, entspannen die Augenmuskulatur und ermöglichen eine präzise Bestimmung der Sehstärke, ohne dass die natürliche Fokussierfähigkeit (Akkommodation) des Auges das Ergebnis verfälscht.

Habt Ihr Fragen zu diesem Ablauf oder ist Euer Kind vielleicht etwas nervös vor dem Termin? In diesem Artikel erklären wir, wann und warum diese Tropfen eingesetzt werden, wie sie wirken und wie Ihr Euer Kind optimal auf die Untersuchung vorbereiten könnt.

Warum das Tropfen wichtig ist

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Für die genaue Diagnose

Durch die gezielte Kontrolle der Akkommodation (Fokussierfähigkeit) wird verhindert, dass das Auge während der Sehstärkenmessung selbstständig fokussiert. Dies ermöglicht eine präzise Bestimmung der tatsächlichen Sehstärke und reduziert das Risiko von Fehldiagnosen, die durch unkontrolliertes Fokussieren entstehen könnten.

Langfristige Vorteile

Die frühzeitige Erkennung und Korrektur von Sehschwächen hilft, langfristige visuelle Probleme zu vermeiden. Eine rechtzeitige Behandlung kann die gesunde Sehentwicklung Eures Kindes fördern und dessen schulische Leistungen und Alltag positiv beeinflussen.

Wer verabreicht die Augentropfen?

Die Verabreichung von Augentropfen zur Sehstärkenbestimmung ist in den deutschsprachigen Ländern unterschiedlich geregelt. In Deutschland und Österreich dürfen diese Tropfen nur von Augenärzten verabreicht werden, und die anschließende Sehstärkenmessung findet meist ebenfalls in der augenärztlichen Praxis statt. In der Schweiz hingegen sind auch Optometristen berechtigt, Zykloplegie-Tropfen zur Ermittlung der Sehstärke bei Kindern zu verwenden.

Warum nicht einfach zum Optiker

Bei jungen Kindern kann eine Sehstärkenmessung ohne Tropfen ungenau sein, da ihre Augen eine starke Fokussierfähigkeit haben. Diese kann die Ergebnisse eines normalen Sehtests verfälschen, wenn keine Tropfen zur Entspannung der Sehmuskulatur verwendet werden.

Geht es auch ohne?

Ja, erfahrene Kinder-Optometristen können die Sehstärke von Kindern mithilfe einer speziellen Technik namens Skiaskopie auch ohne Tropfen bestimmen. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass die Ergebnisse leicht von denen mit Tropfen abweichen. Ein erfahrener Optometrist erkennt, wann eine Überweisung an einen Augenarzt für eine Zykloplegie-Messung nötig ist.

Auch wichtig zu wissen:

Die Ergebnisse der Messung mit Tropfen müssen nicht immer die endgültigen Werte für die Brille sein. Sie zeigen den tatsächlich vorhandenen Sehfehler, aber die optimalen Brillenwerte sollten in einem zweiten Schritt von einem Fachexperten für Kinderaugen (Augenarzt, Optometrist oder Sehschule) überprüft werden. In vielen Fällen kann es sinnvoll sein, von den Tropfen-Werten abzuweichen, um die beste Sehlösung zu finden.

Adressen für Kinderoptometrie-Spezialisten findet Ihr zum Beispiel auf den Seiten der Wissenschaftlichen Vereinigung für Augenoptik und Optometrie (WVAO), der Internationalen Vereinigung für binokulares Sehen (IVBS) und dem Verein zur Förderung der Wahrnehmung bei Kindern (VFWK e.V.).

Warum sollten Kinder getropft werden?

Altersempfehlungen

Kinder sollten in der Regel vor ihrer ersten Sehstärkenmessung getropft werden, insbesondere wenn Anzeichen einer Sehschwäche bestehen. Da die Fokussierfähigkeit des Auges das Ergebnis bei jungen Kindern (0-6 Jahre) stark beeinflussen kann, wird eine Messung mit Zykloplegie-Tropfen in dieser Altersgruppe dringend empfohlen. Auch bei Schulkindern (7-12 Jahre) wird oft eine Tropfung durch den Augenarzt durchgeführt, um eine präzise Diagnose zu gewährleisten.

Besondere Fälle

In bestimmten Fällen, etwa bei Verdacht auf Weitsichtigkeit oder einer durch Überanstrengung der Augen verursachten Kurzsichtigkeit, kann auch bei älteren Kindern über 12 Jahren eine Messung mit Tropfen notwendig sein, um genaue Ergebnisse zu erzielen.

Was sind das für Augentropfen?

Wirkstoffe

Die Tropfen, die bei der Sehstärkenmessung verwendet werden, sind spezielle Medikamente, die die Akkommodation des Auges vorübergehend lähmen. Die häufigsten Wirkstoffe heißen Cyclopentolat oder Tropicamid. Diese Medikamente helfen, die Sehmuskeln zu entspannen, sodass der Augenarzt oder Optometrist die genaue Sehstärke bestimmen kann.

Wie wirken sie?

Diese Tropfen blockieren die Signale, die normalerweise an den „Fokussier“-Muskel im Auge (Ziliarmuskel) gesendet werden, damit die Augenlinse wie beim Zoom-Modus einer Kamera fokussieren kann. Dadurch bleibt die Augenlinse in einer entspannten Position, was eine genaue Messung der Sehstärke ermöglicht. Das bedeutet, dass die Tropfen helfen, Fehlsichtigkeiten wie Kurzsichtigkeit (Myopie), Weitsichtigkeit (Hyperopie) oder Hornhautverkrümmungen (Astigmatismus) in ihrem vollen Ausmaß zu erfassen.

Wie lange hält die Wirkung an?

Die Wirkung der Tropfen beginnt normalerweise innerhalb von 30 Minuten und kann mehrere Stunden, in manchen Fällen sogar bis zu einem ganzen Tag, andauern. In dieser Zeit kann es für das Kind schwierig sein, nahe Objekte scharf zu sehen, und es kann empfindlicher auf Licht reagieren. Eltern sollten sich darauf vorbereiten und ihre Kinder nach dem Termin vor hellem Licht schützen – eine Sonnenbrille vom Optiker kann dabei helfen, Blendungen zu reduzieren, wenn das Kind nach der Messung draußen spielt.

Nebenwirkungen von Augentropfen

Zu den häufigsten, vorübergehenden Nebenwirkungen gehören Lichtempfindlichkeit, verschwommenes Sehen (vor allem im Nahbereich) und ein leichtes Brennen direkt nach der Anwendung.

Wie Ihr damit umgeht: Seid Euch bewusst, dass diese Nebenwirkungen nur vorübergehend sind und in der Regel schnell abklingen. Ein leichtes Brennen oder unscharfes Sehen ist normal und harmlos. Um Lichtempfindlichkeit zu lindern, kann eine Sonnenbrille hilfreich sein.

Abstand zwischen den Messungen

Empfohlene Intervalle

Ein erstes Seh-Screening findet meist direkt nach der Geburt statt. Eine erneute Überprüfung der Sehfunktionen sollte anschließend mindestens einmal zwischen dem 6. und 12. Lebensmonat und mindestens einmal zwischen dem 3. und 5. Lebensjahr erfolgen.1 Generell sollten Kinder ab 6 Jahren alle 1–2 Jahre zur Sehstärkenmessung gehen.1 Bei bereits bekannten Sehschwächen oder Risikofaktoren wie familiärer Vorbelastung kann jedoch eine häufigere Kontrolle nötig sein.

Notwendigkeit einer erneuten Tropfung

Ob bei den Folgeterminen erneut unter Tropfen gemessen wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Alter und der Entwicklung des Kindes. Euer Augenarzt oder Kinder-Optometrist wird Euch hierzu individuell beraten.

Liegt ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Sehfehlern vor, etwa wenn beide Elternteile eine Brille tragen, könnten engere Untersuchungsintervalle sinnvoll sein. Sprecht am besten mit Eurem Augenarzt oder Kinder-Optometristen darüber.

Angst vor Augentropfen

Viele Kinder haben Angst vor Augentropfen – oft aufgrund schlechter Erfahrungen. Kein Wunder: Die Tropfen können leicht brennen, das Sehen ist danach für einige Stunden verschwommen, und Schularbeiten oder das Spielen am Handy sind erstmal schwierig. Auch die Tatsache, dass man beim Tropfen festgehalten wird und fremde Menschen einem dabei sehr nahekommen, kann diese Angst verstärken.

Ursachen für die Angst

Kinder fürchten sich oft vor dem Unbekannten, der unangenehmen Wirkung der Tropfen oder der ungewohnten Arztpraxis. Dieses Gefühl der Fremdbestimmung und das fehlende Verständnis für den Ablauf tragen ebenfalls dazu bei.

Strategien zur Beruhigung

Beruhigende Worte, positive Verstärkung und die Anwesenheit eines vertrauten Erwachsenen sind zentrale Maßnahmen, um Ängste zu mindern. Am besten könnt Ihr Eurem Kind jedoch die Angst nehmen, indem Ihr es gut auf den Termin vorbereitet.

Angst nehmen und auf den Termin vorbereiten

Tipps zur Vorbereitung

Ihr könnt Eure Kinder spielerisch auf den Termin einstimmen, indem Ihr ihnen erklärt, was passiert und warum die Tropfen helfen, besser zu sehen. Es kann hilfreich sein, den Ablauf mithilfe von Geschichten oder kleinen Spielen zu erklären, um das Unbekannte weniger bedrohlich zu machen. Vielleicht hilft es Eurem Kind, wenn zuerst der Lieblings-Teddy ein paar Augentropfen bekommt, der findet es nämlich gar nicht so schlimm 😉

Eine praktische Vorbereitung ist das Üben mit Nachbenetzungstropfen (die bekommt Ihr beim Optiker oder in der Apotheke) zur Befeuchtung der Augen, um das Gefühl der Tropfen vertrauter zu machen. Damit die Tropfen ins Auge gelangen, müssen die Augen nicht weit geöffnet sein. Ihr könnt die Augentropfen im Liegen bei leicht geschlossenen Augen in den Augenwinkel oder sogar einfach auf die Wimpern tropfen. Öffnet das Kind die Augen, so verteilt sich der Tropfen ganz automatisch. Manchmal hilft es auch, wenn Mama, Papa oder das Geschwisterkind zuerst einen Tropfen ins Auge bekommen 😉

FAQs

Die Tropfen, auch Zykloplegie-Tropfen genannt, lähmen die Akkommodation des Auges, sodass eine präzise Bestimmung der Sehstärke möglich ist, ohne dass die natürliche Fokussierfähigkeit die Ergebnisse verfälscht.

Generell wird empfohlen, dass Kinder alle 1-2 Jahre zur Sehstärkenmessung gehen. Bei bekannten Sehschwächen sind häufigere Kontrollen ratsam.

Wenn die Tropfen verweigert werden, kann dies die Genauigkeit der Untersuchung beeinträchtigen. In solchen Fällen gibt es alternative Verfahren, wie die Skiaskopie.

Die Wirkung der Tropfen setzt in der Regel innerhalb von 30 Minuten ein.

Die Tropfen sind in der Regel nicht gefährlich und haben keine langfristigen Nebenwirkungen. Temporäre Nebenwirkungen wie Lichtempfindlichkeit oder verschwommenes Sehen können auftreten. Euer Augenarzt wird vorab genau schauen, ob bei Eurem Kind etwas gegen die Tropfen spricht.

Beruhigende Worte, positive Verstärkung und das Vorbereiten des Kindes auf den Termin durch Erklärungen und spielerische Methoden können helfen, Ängste abzubauen.

Die gesamte Untersuchung kann zwischen 1-2 Stunden in Anspruch nehmen, da die Tropfen Zeit benötigen, um zu wirken.

Achtet auf Symptome wie häufiges Blinzeln, Augenreiben, Schwierigkeiten beim Lesen oder Konzentrationsprobleme in der Schule und lasst Euer Kind regelmäßig bei einem Fachexperten, wie einem Augenarzt und/oder Kinder-Optometristen untersuchen.

Nach der Tropfung kann das Sehen vorübergehend verschwommen und euer Kind lichtempfindlicher sein. Daher ist es ratsam, Euer Kind bei Aktivitäten im Freien mit einer Sonnenbrille zu schützen und gegebenenfalls Lehrer in der Schule darüber zu informieren, dass Euer Kind an diesem Tag wahrscheinlich nicht gut nah sehen kann.

Bringt die Krankenversicherungskarte, gegebenenfalls frühere Sehtests und eine Liste von Fragen oder Bedenken mit, die Ihr bezüglich der Sehstärke Eures Kindes habt.

Die Werte, die unter Tropfen ermittelt werden, geben zwar Aufschluss über den tatsächlichen Sehfehler, sollten jedoch von einem Fachexperten mit anderen Tests überprüft werden, um die besten Werte für die Brille zu bestimmen.

  1. World Council of Optometry. Pediatric Resource. Pediatric Resource https://worldcouncilofoptometry.info/pediatric-resource/#1635528326564-f04ad489-773d (2024).